Raum zum Sein

Angst vor Tanz?

Immer wieder höre ich: «Ich kann nicht tanzen». Diese Aussage verbinde ich mit «ich getraue mich nicht». Weshalb getraue ich mich nicht? Weil ich Angst habe von anderen ausgelacht zu werden. Ich schäme mich, weil ich nicht weiss, wie ich beurteilt werde. So mache ich lieber nichts, wo ich auffallen könnte.

********************************************************************************************* 

Wir kommen auf die Welt und was tun wir? Wir machen unseren ersten Atemzug. Dieser Atemzug ist bereits unsere erste Bewegung.

Wir atmen ein und aus. Damit können wir nicht mehr aufhören uns zu bewegen. Sogar wenn wir schlafen bewegen wir uns.

Schämen wir uns für diese Bewegung?

Schämt sich jemand zu atmen?

Eher nicht. Das tut jeder Mensch.

Schämt sich jemand zu gehen?

Eher nicht. Das tut jeder Mensch, wenn’s geht.

Schämt sich jemand zu tanzen?

Ja, schon eher. Weshalb?

Weil es bereits schon ein kreativer Prozess ist, der individuell ist. Jeder bewegt sich anders. Das riecht gewaltig nach Mut!

Nun, was ist Tanz?

  • Atem
  • Gehen
  • Verschnörkeltes Gehen, alle Körperteile bewegen, die man will

Wer nicht gehen kann, sitzt und wer nicht sitzen kann, liegt. In allen drei Ebenen können wir uns auf irgendeine Art bewegen. Sogar in der scheinbaren Bewegungslosigkeit unseres Körpers bewegen wir uns. In Gedanken und natürlich immer im Atem.

Durch den eigenen Atem nehmen wir wahr, dass wir anwesend sind. Durch den Atem bemerken wir die ersten zwei Bewegungen, nämlich einatmen, ausatmen.

Atmen:     Da bin ich?

Im Atem nehme ich wahr, dass ich da bin.

Stehen:    Wo bin ich?

Im Stehen, Sitzen, Liegen nehme ich primär den Boden wahr.

Gehen:     Was ist um mich herum?

Im Gehen nehme ich vermehrt den Raum wahr mit allen Begrenzungen, in der Natur z.B. Bäume, in einem Raum z.B. Gegenstände oder Menschen. Alles darf in meine Bewegung einbezogen werden.

Ich kann den Boden oder die Wand berühren, ich kann einen stehenden Menschen berühren. Mit leichtem Druck kann ich alle drei Beispiele für meine Weiterbewegung nutzen.

Ich kann auch einen gehenden Menschen in meiner Bewegung berühren und ebenfalls weitergehen. Das ist bereits schon ein Tanzschritt mit Interaktion.

Jede Bewegung ist Tanz.

Jede Bewegung ist Kommunikation.

Tanz ist ein Gespräch ohne Worte.

Wir müssen nichts Spezielles können. Alles ist in uns drin, was wir der Welt oder unserem Gegenüber anbieten können. Wir bieten unsere Persönlichkeit an. Wir beschenken uns gegenseitig mit unserem Sein.